Donnerstag, 21. Januar 2016

Jetzt gehts los - Südinsel

Nach den letzten Erledigungen in Wellington gehe ich nochmal mit Bloody Mary und Company Mittagessen. Dann heißt es für mich ab auf die Fähre. Eigentlich habe ich Glück, denn die Fähren sind für mehrere Tage ausgebucht. Auch etwas mit dem ich so nicht gerechnet hatte.

Die Überfahrt dauert ca. 3,5 bis 4 Stunden. Eine lange Zeit. Doch per Zufall treffe ich auf Sophia, eine Deutsche, welche hier einen Monat Ferien macht. Wir verstehen uns gut und so verfliegt die Zeit wie im Flug. Am Abend genießen wir zusammen das Abendessen in einem etwas besseren Restaurant als ich es mit meinen Hiker - Freunden gewohnt bin. Ich esse das vielleicht beste Steak, das ich je hatte. Später auf dem Trail erfahre ich von einem Einheimischen, dass dieses Restaurant einem Schweizer gehört und weitherum bekannt ist für seine erstklassigen Produkte. Dem kann ich nur zustimmen! "Le Cafe" in Picton!

Am nächsten Morgen nehme ich um 8 Uhr das Wasser - Taxi nach Ship Cove, dem Startpunkt des Queen Charlotte Track und somit des Te Araroa Trails auf der Südinsel. Noch 1300 km zu gehen.

Der Queen Charlotte Track stellt sich als super leicht heraus. Da ich aber nicht wirklich in Eile bin und mich eigentlich von Bloody Mary und Company einholen lassen möchte, gehe ich es ruhig an. Doch in zwei Tagen bin ich auch durch. Vier bis sechs Tage sind die offizielle Angaben für diesen Trail. Was machen diese Leute nur so lange auf dem zwar schönen, aber doch sehr touristisch ausgeschlachteten Trail?

Wie ich später erfahre lief Bloody Mary den Trail in etwas mehr als einem Tag...

Als ich vom Queen Charlotte Track runter bin, gehe ich noch ein Stück weiter. Der nächste Abschnitt ist ein langes Strassenstück. Ich möchte noch soviel als möglich davon machen. Doch dann gehe ich per Autostopp zurück nach Picton, wo um sechs Uhr abends Bloody Mary, Petr und Susanna ankommen. Ich kann Ihnen also die letzten Tipps geben und wir können nochmals zusammen essen. Leider wieder Hiker-Stil bei Fish and Chips und nicht im "Le Cafe"...

Am Morgen mache ich wieder Autostopp um an meinen Ausgangspunkt zurück zu gelangen. Ein Spanier nimmt mich mit. Kurz darauf nehmen wir auch noch einen Slowaken mit. Ziemlich international.

Nach einigen Kilometern Strassen laufen, geht's wieder in ein interessanteres Gebiet, die Richmond Range. Es läuft ziemlich flott und ich überhole viele Wanderer. Ich bin etwas erstaunt wie viele. Die Erklärung: viele machen nur die Südinsel und sind gerade gestartet. Nicht wirklich in guter Form. Bei einigen frage ich mich, ob sie je in guter Form sein werden...

Ich lasse die erste Hütte hinter mir, welche ich eigentlich als Ziel für heute anvisiert hatte. Auch die zweite ist noch zu früh. Die dritte Hütte ist am Ende eines langen Aufstiegs. Langsam merke ich die Müdigkeit aufkommen. Kurz vor der Hütte treffe ich auf ein Mädchen. Schnell merke ich, dass sie Französin ist. Ich frage also: " Bist du Laura?" "Ja, wieso weißt du das? " Das ist also Laura, die ich mir in den Tararua Bergen als nächste einzuholende Hikerin ausgesucht habe! Hat ziemlich lange gedauert...

Wir beschließen den nächsten Tag mal zu schauen, ob es geht dass wir zusammen laufen. Schlussendlich klappt es und wir erreichen relativ spät eine Hütte direkt vor dem Haupthindernis, Mount Rintoul. Hier treffen wir auch auf Lisa und Yannic, einem Schweizer Paar.

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter extrem verschlechtert. Meinen Plan heute wieder drei Hütten zu machen, begrabe ich ziemlich schnell. Zu schlecht ist die Sicht, zu rutschig der Untergrund für die Überquerung dieses Berges. Also wird es ein kurzer Wandertag und wir steigen ab in die Old Mans Hut.

Der nächste Tag wird wieder besser. Das Schweizer Paar nimmt jedoch einen anderen Weg ins Tal, da sie sich nicht sehr sicher fühlen in steilem Fels. Ich kenne da noch jemanden...

Wir haben relativ gutes Wetter. Nicht perfekt, aber immerhin sehen wir ab und zu etwas. Laura ist etwas deprimiert, da sie schon die letzten Berge, die Tararuas, nur bei Regen gesehen hat, oder eben nicht gesehen hat. Ich habe blöderweise meine Kappe unten in der Hütte vergessen. So geht es jetzt halt als Yeti weiter...

Schlussendlich kommen wir gut über diesen Berg und können dann noch zwei Hütten weiter laufen. Hier treffen wir wieder auf Brenna und Nicole, zwei Amerikanerinnen, welche wir beide zuvor schon öfters getroffen hatten. Wir werden sie nun jeden Abend in den Hütten antreffen.

Der nächste Tag verspricht spannend zu werden. Flussüberquerungen stehen an und das Wetter scheint wieder schlechter zu werden. Zuerst müssen wir aber wieder absteigen bis ins Flusstal. Nicht gerade meine Paradedisziplin. Meine Knie mögen das gar nicht...

Die Flussüberquerungen werden für uns ein Riesenspass. Gegen Ende beginnt es zu Regnen, doch wir können alles sicher überqueren. Fünf Minuten nachdem wir die Hütte erreicht haben, beginnt es zu Schütten. Wie aus Kübeln oder wie Laura sagt: "comme une vache qui pisse!".

Ein australisches Paar und zwei ältere Frauen sind aber immer noch unterwegs. Wir gehen langsam davon aus, dass sie irgendwo Zelten, als sie um halb acht Uhr abends, in die Hütte stürzen. Die eine ältere Dame komplett nass und im Schockzustand, weinend, zitternd.

Brenna entfacht sofort das Feuer wieder. Ich koche Wasser für einen heißen Tee. Was passiert ist, müssen sie uns nicht einmal sagen. Die Frau ist bei der letzten Überquerung in den Fluss gefallen. Der Wasserstand war mittlerweile stark angestiegen seit wir den Fluss drei Stunden früher überquert hatten. Nur mit viel Glück konnte Sean, der Australier sie gerade noch packen. Nicht auszudenken was sonst gewesen wäre...

Der nächste morgen schaut zuerst vielversprechend aus. Doch keine fünfzehn Minuten nachdem wir von der Hütte losgelaufen sind, zieht wieder Nebel auf. Dann Regen. Der Regen geht dann schon fast in Schnee über. Es wird langsam kalt und ungemütlich. Zum Glück geht es hinunter ins Tal. Man spürt wie es immer wärmer wird. Dann wieder ein Fluss. Überquerung. Problemlos. Dann entlang des Flusses. Der Regen wird immer stärker. Dann die letzte Überquerung. Nein, das geht hier nicht!

Wir gehen im Flussbett hoch, auf der Suche nach einem besseren Punkt zum überqueren. Schlussendlich finden wir etwas. Das Wasser reicht bis zur Hüfte. Der Strom ist schon recht stark. Doch wir schaffen es beide. Doch jetzt steht das nächste Problem an. Wie kommen wir die 200 Meter hinunter zum eigentlichen Trail? Wie müssen uns durch dichten Busch kämpfen. Ein langwieriges Unterfangen. Dann nur noch 15 Minuten hoch bis zur Hütte. Brenna und Nicole sind auch da. Zusammen können wir von der Hütte aus zuschauen wie der Fluss immer weiter ansteigt. 15 oder 30 Minuten später und wir hätten den Fluss nicht mehr überqueren können!

Dem australischen Paar und den zwei Damen geht es dann genau so. Wir sehen von der warmen Hütte aus zu, wie sie ihre Zelte oberhalb des Flusses aufstellen. Die einzig richtige Entscheidung.

Der nächste Morgen zeigt sich wieder von der schönen Seite. Der Fluss scheint wieder harmlos, lammfromm dahin zu plätschern. Wir ziehen weiter. Die letzte Hütte ist das Ziel bevor es dann raus aus dem Gebirge nach St. Arnaud geht.

Ich fasse die letzten drei Tage so

zusammen: ein Tag war schön, wegen der Landschaft, des Wetters, der Aussicht. Der zweite Tag war Spaß mit den Flussüberquerungen. Der dritte Tag war anspruchsvoll, man musste leiden, aber man wächst innerlich an so einem Tag! Welcher dieser Tage wird mir lange in Erinnerung bleiben? Sicher nicht der schöne, perfekte...

Bilder wie immer unter www.instagram.com/putzimarc
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Mittwoch, 20. Januar 2016

Neujahr bis Wellington

Silvester ist nicht gerade ein rauschendes Fest. Mir wars recht so, Bloody Mary war eher enttäuscht...

Am nächsten Morgen versuchen wir etwas Neues um der jetzt doch sehr fragwürdigen Streckenführung ein Schnippchen zu schlagen: wir mieten Fahrräder und wollen damit bis Palmerston North kommen. Für mich mit dem Trailnamen "10-Speed" sollte das ja ein Klacks sein! Doch dem ist leider nicht so. Schon als ich die zwei Bikes sehe, schwannt mir Böses...

Wir starten also bepackt mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken. Dann geht es auch schon auf den Highway Nummer 3. Die Bikes sind der größte Sch... den ich in meinem ganzen Leben gefahren bin. Ich wippe auf meinem Super Hightech Fullsuspension Marke Baumarkt 1990, als ob ich auf einer Wippe auf einem Kinderspielplatz wäre. Der Allerwerteste beginnt dementsprechend auch recht rasch zu schmerzen. Ich bin ja relativ gewohnt Fahrrad zu fahren. Wie geht es da erst Bloody Mary!? Noch schlechter als mir. Wir wünschen uns beide einfach nur gelaufen zu sein, Straße hin oder her.
Bloody Mary kollabiert mir dann fast. Wir fahren also noch in die nächste Stadt und entscheiden dann diese Übung als gescheitert abzurechnen und mit einem Bus nach Palmerston North zu fahren. Ich bereue die Entscheidung nicht eine Sekunde!

In Palmerston North genießen wir dann den Abend in der "Lone Star Bar" bei Nachos und einem Drink. Für mich wirds ein "My name is Sue" passend nach dem Song von Johnny Cash, welcher in dieser Bar sehr oft gespielt wird.

Dann heißt es wieder Wandern. Die Tararua Range steht an. Sie ersten zwei Tage geht's nur auf einige hundert Meter über Meer, dann bis 1500. Leider schmerzen unsere Ärs...e immer noch und wir müssen erst wieder rein kommen in den Wandermodus. Es beginnt dann auch noch zu Regnen. Schön ist anders.

Am zweiten Tag wollen wir eigentlich bis in die erste Hütte des Gebirges kommen. Doch die schlammigen, rutschigen Wege bremsen uns extrem aus. So sind wir nicht böse als wir in einem Outdoor Center einen Platz im Trockenen erhalten - völlig umsonst! Es wird noch besser: wir werden sogar zum Abendessen eingeladen. Zusammen mit sieben anderen Wanderer!

Hier treffen wir auch auf Petr aus Tschechien, Susanna aus Berlin, Barnabie aus Frankreich, Lukas aus Tschechien, Lars aus Australien, Romana aus Deutschland und unsere alten Bekannten Sandra aus Schweden und Will aus England, genauer aus Bournemouth (ja, da wo ich meinen Lancia EVO gekauft habe).

Am nächsten Tag ist das Wetter etwas besser. Wir laufen bis in die zweite Hütte. Es zeigt sich wieder einmal was mein bevorzugtes Terrain ist: steile, schwierige Aufstiege. Ich bin schon um halb drei nachmittags in der Hütte. Weiter gehen macht keinen Sinn, da das Hüttenbuch zeigt, dass die nächsten Hütten besetzt sind. Es wird aber ein lustiger Abend mit neuen Freunden.

Am nächsten Morgen heißt es gleich am Anfang einen steilen Aufstieg über einen Grad zu erklimmen. Ich starte wie gewöhnlich als letzter und überhole einen nach dem andern. Petr und Susanna packe ich gerade um einige Minuten nicht mehr bevor ich den höchsten Punkt erreiche. Ja, der Wettkampfgeist ist immer noch in mir drin. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Der anschließende Teil ist der für mich bisher schönste Teil des Trails. Es geht immer dem Grad folgend von Hütte zu Hütte. Ich hinterlasse noch eine blumige Nachricht für Bloody Mary, welche heute etwas traurig ist, an der ersten Hütte und mache dann ordentlich Tempo. Sie zweite Hütte, Nichols Hut, lasse ich hinter mir und gehe gleich wieder runter ins Tal. Meine Knie schmerzen als ich den langen Abstieg hinter mich gebracht habe. In der Hütte treffe ich auf alte Bekannte: Solelle und Antoine aus Frankreich und Cathie und Chris aus Deutschland. So beschliesse ich heute auch hier zu bleiben anstatt noch elf weiter Kilometer anzuhängen. Mit Solelle und Antoine gehe ich das Hüttenbuch durch. Wen könnte ich als nächstes einholen? Nun, da ist eine Französin einige Tage vor mir - Laura. Mal schauen ob und wann ich sie einhole!?

Am nächsten Tag laufe ich auch schon wieder aus dem Gebirge hinaus. Ein guter Abschluss der Nordinsel und hoffentlich ein guter Vorgeschmack auf die Südinsel!

Nun geht es nur noch hinunter nach Wellington. Strand, Straße, Highway Nr. 1... Nicht gerade der schönste Teil. Dann noch ein letztes kleines Hügelstück. Doch das hat es für mich in sich. Das Wetter hat wiedermal komplett gedreht. Als ich oben ankomme, empfängt mich ein ausgewachsener Sturm. Ich muss mich tief in die Hocke knien, um nicht weggeblasen zu werden. Ich kann so nicht weitergehen und beschliesse umzudrehen und wieder abzusteigen. Unten angekommen versuche ich per Autostopp nach Wellington zu gelangen. Doch wer nimmt schon einen völlig durchnässten, wahrscheinlich schrecklich stinkenden Wanderer mit?!
In einem Dorf kommt dann ein Mann auf mich zu. Er habe mich gesehen, dass ich Autostopp machen wollte. Ich solle zuerst mal auf einen Kaffee hereinkommen, anschließend fahre er mich nach Wellington. Es stellt sich heraus, dass er den Te Araroa auch laufen möchte und sogar die "Via Alpina" kennt. So gelange ich also ein erstes mal nach Wellington. Zwar nicht so wie ich es geplant hatte, zu Fuß, sondern mit dem Auto.

In Wellington erledige ich dann rasch meine wichtigen Einkäufe betreffend Ausrüstung und sortiere meine Ausrüstung nochmal aus.
Dann gehe ich am Abend in die Havanna Bar, um mich zusammen mit meinem Doppelgänger "Fidel Castro" fotografiere zu lassen und einen Cuba Libre zu trinken.

Am Samstag treffe ich mich mit Nadine und Phillippe, zwei Schweizer, die auch den Te Araroa laufen. Leider müssen sie momentan pausieren, da Philippe einen Ermüdungsbruch im Fuss hat. Wir besuchen zusammen das Te Papa Museum und essen dann noch zusammen. Schlussendlich komme ich auch noch zu einem etwas wärmeren Schlafsack.

Am Sonntag laufe ich das verpasste Stück nordwärts mit sehr wenig Gepäck. Nun, "Laufen" ist vielleicht nicht ganz der passende Ausdruck. Ich bin mehrheitlich "gerannt"...

Am Abend will ich essen gehen und will gerade mein Hotel verlassen, als Bloody Mary, Petr und Susanna zur Tür herein kommen. Welche Freude sie wieder zu sehen!

Am Montag heißt es dann noch schnell einiges erledigen: Post mit überschüssiger Ausrüstung nach Christchurch zu einem Kollegen und dann ein Paket mit Essen für die Südinsel. Dann geht es am Nachmittag auf die Fähre.

Südinsel ich komme! Ich bin gespannt!

Bilder wie immer unter: instagram.com/putzimarc
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